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B8) Effekte großer Herbivoren

Die Effekte von großen Herbivoren auf mehreren Ebenen auf die Biodiversität in eurpäischen montanen gemischten Wäldern

Ilse Storch
Doktorand: Sebastian Schwegmann (seit 2019)

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen, Professur für Wildtierökologie und Wildtiermanagement

Hintergrund

Hirschartige (Cervidae) sind die dominanten Herbivoren in Wäldern der nördlichen Hemisphäre und werden als Schlüsselarten betrachtet. Sie beeinflussen Vegetation, Boden und verschiedene faunistische Gruppen durch Fraß („Verbiss"), Tritt, Zoochorie, Defäkation und Förderung assoziierter Arten wie Parasiten, Koprophagen und Nekrophagen.
Aus forstlicher Sicht stellen Hirschartige oft Schädlinge da die durch ihren Verbiss die natürliche Sukzession beeinträchtigen. Bisherige Forschung hat sich daher besonders auf den Einfluss von Hirschartigen auf junge Bäume („Verjüngung") konzentriert, die damit oft zu einem unangemessenen Proxy für Waldbiodiversität als Ganzes wurden. Zäunungs-Experimente haben häufig hohe Hirschdichten mit Situationen komplett ohne Hirsche verglichen, um zu zeigen, dass Hirsche die Biodiversität verringern. Dieser Ansatz wird den komplexen Interaktionen von Hirschen und ihrem Ökosystem nicht gerecht.

 

Fragestellungen

 

  • Welche Faktoren beeinflussen die relative lokale Häufigkeit von Rehen im Studiengebiet von ConFoBi, und welche Rolle spielen Waldstruktur und Landschaftsmuster?
  • Wie verhält sich die relative lokale Häufigkeit von Rehen zu Diversität und Charakteristika der Bodenvegetation?
  • Welche Muster von faunistischen Taxa in Verbindung mit relativer lokaler Häufigkeit von Rehen sind erkennbar?
  • Welche Cofaktoren beeinflussen das Verhältnis von Verbiss-Druck und relativer lokaler Abundanz von Rehen?

 

Ansatz, Methoden und Verknüpfungen

Diese Studie möchte die Interaktionen von Hirschartigen und ihrem Ökosystem am Beispiel von Rehen (Capreolus capreolus) in einer holistischeren Weise untersuchen als bisherige Studien. Dazu werden Indices relativer Häufigkeit von Rehen auf verschiedenen räumlichen Skalen mit Daten von verschieden anderen Elementen ihres Ökosystems (Vegetation, Boden, Insekten, Avifauna, Fledermäuse) und anderen Einflussfaktoren (Waldstruktur, Landschaftsmuster, Jagddruck) in Beziehung gesetzt. Im ersten Schritt werden Faktoren untersucht, die die räumliche Variation der relativen Häufigkeit von Rehen beeinflussen. Weiter werden die Beziehungen von Rehen und Bodenvegetation untersucht, gefolgt von einer empirischen Untersuchung von Mustern im gemeinsamen Auftreten von Rehen und anderen faunistischen Taxa. Der letzte Teil wird untersuchen, welche Faktoren neben der Populationsdichte von Rehen den Verbiss-Druck auf junge Bäume beeinflusst.
Kamerafallen und Pellet-Gruppen-Zählungen werden auf den 135 Forschungsflächen zur Gewinnung von relativen Häufigkeits-Indices von Rehen auf verschiedenen räumlichen Skalen angewendet. Diese Daten werden durch Verbiss-Aufnahmen und ein Keimungsexperiment aufgrund von Kotproben komplementiert und mit bereits bestehenden Datensätzen zu Vegetation (B2), faunistischen Taxa (B3-B6), Waldstruktur (A1 & A2) und Landschaftsmuster aus ConFoBi in Verbindung gesetzt. Das Keimungsexperiment ist eine Kollaboration mit B2.